hr-iNFO Büchercheck: Das Büro der einsamen Toten von Britta Bolt

hr-iNFO Büchercheck: Das Büro der einsamen Toten von Britta Bolt

03.09.2015

Britta Bolt ist das Pseudonym eines Autorenduos, des Schriftstellers und Dramatikers Rodney Bolt aus Südafrika und der deutschen Anwältin und Professorin Britta Böhler. Beide leben seit Jahren in Amsterdam, und die Zuneigung zu ihrer neuen Heimat durchzieht dieses Buch, ohne in Heimatkitsch auszuarten. hr-iNFO Büchercheckerin Karin Trappe hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Die Leiche eines jungen Mannes ist mitten in Amsterdam in der Prinsengracht ans Ufer geschwemmt worden. Da es keine eindeutigen Anzeichen für einen Mord gibt, stuft die Polizei das Unglück als Unfall ein. Pieter Posthumus, Mitarbeiter des Büros der einsamen Toten, bekommt den Fall auf seinen Schreibtisch. Er kümmert sich um Tote, die keiner vermisst und forscht in den Hinterlassenschaften. Es stellt sich heraus, dass der junge Mann ein marokkanischer Emigrant war, der Kontakte zu einer Gruppe junger Muslime hatte, die vom Staatsschutz beobachtet wird. Pieter Posthumus will wissen, warum der Mann sterben musste, und er lässt auch nicht locker, als er selbst angegriffen wird.

Wie ist es geschrieben?
Mit Pieter Posthumus haben Ridney Bolt und Britta Böhler eine feinsinnige und empathische Figur geschaffen, einen Mann, der nicht offiziell ermittelt wie die Polizei, aber dennoch alles daran setzt, das Schicksal hinter dem Tod eines Menschen herauszufinden. Das ist emotional, politisch, engagiert. Und alles fängt mit einer Leiche in der Prinsengracht an:

Eine Straßenlaterne war kaputt. Amir ging schneller. Hinter ihm näherte sich ein nächtlicher Jogger. Amir wich auf den Grasstreifen aus, um ihn vorbeizulassen, wandte sich zu ihm und wollte einen Gruß nicken. Du …, sagte er. Die Schwärze und der Schmerz trafen ihn gleichzeitig. Sein Körper bebte, als der Elektroschock hindurch jagte, krümmte sich und fiel in den Kanal. EineStraßenbahn, die über die Brücke donnerte, übertönte jedes Geräusch, das dabei vielleicht zu hören gewesen wäre.

Wie gefällt es?
„Das Büro der einsamen Toten“ ist ein eher leiser Krimi. Nachdenklich, hintergründig. Auf der einen Seite ist da der fast altmodisch wirkende Pieter Posthumus, der sich dem schnellen Lauf der Welt widersetzt. Auf der anderen Seite werden die aktuellen Probleme der zweiten Generation eingewanderter Muslime und gleichzeitig die zum Teil irrrationale Angst der niederländischen Gesellschaft vor Terror aufgezeigt. Das ist eine wunderbare Mischung, die mich gefesselt hat.

hr-iNFO

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gebundenes Buch, 381 S.
Sprache: Deutsch
Hoffmann und Campe Verlag GmbH
ISBN: 9783455405286

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